"Fast samma net – Race"
Insgesamt vier österreichische Teams stellten sich einer der wohl bedeutendsten Offshore-Regatten weltweit. Die Bedeutung dazu findet man nicht nur in einem entsprechend hohem Niveau von Profi- und Semiprofiseglern, sondern auch in den Tonnen Carbon, welches an den Start geht.
So werden hier immense Beträge in Yachten, Segelgarderoben, Tuningequipment und nicht zuletzt auch Know-How für ein entsprechendes Rating investiert.
Um es mit den Worten eines 16-fachen ROLEX FASTNET RACE Teilnehmers zu beschreiben: „Noch nie war das Niveau von Seglern und Booten so hoch wie dieses Jahr!“ Bezeichnend dafür ist auch, dass die neuen Volvo-Ocean-Racer das ROLEX FASTNET RACE als Qualifikationsregatta bestreiten mussten und geschlossen an den Start gingen.
Die Yachten, die die österreichischen Farben vertraten, waren das Team GODSPEED mit Skipper und Trainer Peter Steinkogler mit der Sail4One-Crew um Christian Pfann und Yachtrevue Meteorologe Mike Burgstaller auf einer X41 (25. Platz von 64 Teilnehmern), ein Team rund um Christian Kargl auf einer gecharterten CLASS 40 (21./23. Platz 26. Teilnehmer nach Jury-Entscheidung), das Double-Handed-Team 2Hard mit Harald Wolf und Martin Hartl (22. Platz von 57 Teilnehmern), sowie ein Team von Nikolaus Knoflacher auf einer ILC 40 (35. Platz von 60 Teilnehmern).
Aber von vorne: Nimmt man als typischer Adriasegler einmal an einer solchen Regatta teil, dann bekäme man beim Start den Mund nicht mehr zu und die Augen nicht weit genug auf. Abgesehen von den Helikoptern, die in Masthöhe über das Starterfeld fliegen sieht man ausschließlich Racer und Regattateams, die sich (teils mit aggressiver Starttaktik) um die Plätze raufen, als wäre es eine ganz normale „Staberlregatta“! Die Maxiracer, die Volvo-Ocean-Racer, MOD70, die Supermaxis, IMOCA und Co. runden das beeindruckende „Kohlefaserbild“ beim Start von 419 High-Tech-Yachten ab.
Den wohl besten Start erwischte das GODSPEED Team, welches als zweite Segelyacht über die Linie fuhr um dann mit Steuerbordbug vor der Segelelite über’s Feld zu segeln. Schön ja, aber leider nicht schnell genug. Das gewählte Vorsegel am Start stellte sich leider als zu klein heraus. Mit dementsprechend weniger Höhe wurde man schnell wieder zurück gereiht. Ein genialer taktischer Schlag vom Yachtrevue-Meteorologen Mike Burgstaller, der ebenfall mit an Bord war, kombiniert mit der Steuergabe und den Mut von Steinkogler bis ganz unter Land zu segeln, brachte das Team dann wieder nach vorne und zwischenzeitlich sogar auf den 4. Gesamtrang!
Der lange Schlag – eine Kreuz bei dem die meisten Yachten ca. 250 NM von Lands-End bis zum Fastnet Rock zurück legen mussten - kämpfte die GODSPEED abermals damit das Boot auf Geschwindigkeit zu halten. „Eine Kreuzsee mit rund 2,5 Meter Wellen und Strömungen mit bis zu 5 Knoten sind für viele Segler nicht einfach zu steuern und zu trimmen. Wenn man in einem Wachrad im Schnitt zwischen 1,5 und 2 Knoten langsamer fährt, sind das in 3 Stunden knappe 6 Seemeilen, die schwer wieder gut zu machen sind! Also FAST samma NET!“ so Trainer Peter Steinkogler.
Als 32. beim Fastnet Rock konnte man sich über schönes Wetter freuen und einem Satellitenbild-Download, der den taktischen Vorwindkurs auf die Atlantikseite des Feldes verlegte. Noch einmal war eine Topplatzierung greifbar, als das Feld in der Mitte zum Stillstand kam und die GODSPEED außen mit Surfs bis zu 15 Knoten aufwarten konnte. Viel zu früh kam das Feld in der Mitte wieder in die Gänge und so konnten „nur“ 7 Plätze gut gemacht werden.
Als Resümee zur Endplatzierung meint GODSPEED Eigner Peter Steinkogler nur: „Hätten wir die Bootsgeschwindigkeit nur um 10 % höher halten können wären wir am 4. Platz gelandet. Bis zum ROLEX FASTNET RACE 2019 werden wir die Crew hart trainieren oder können mit Hilfe von Sponsoren die besten Österreichischen Segler aufs Boot bewegen. Damit wäre eine internationale Topplatzierung unter österreichischen Farben absolut greifbar!“
Das Team 2Hard kämpfte im Rennen mit einem lose gewordenen Rodrigg und kam deswegen nicht richtig in Fahrt. Das Team von Christian Kargl musste sich mit einer komplett neu zusammengestellten Crew, die teilweise noch nie eine Class 40 betreten hatten und die denkbar knapp vor dem Start erst zur Verfügung stand, mit Handlingproblemen auseinandersetzen.
Sieht man sich bei den Endresultaten ganz oben um, so findet man natürlich die MOD70 das Team Concise als schnellstes Boot. Mit 1 Tag 18 Stunden und 55 Minuten bedeutet, dass eine Durschnitsgeschwindigkeit auf die gesegelten 760 Seemeilen von 17,7 Knoten.
Schnellstes Monohull war die RAMBLER 88 mit 2 Tagen 9 Stunden, welche das australische Boot CQS einem Supermaxi mit DSS (Dynamic Stability System) um 5 Stunden distanzierte.
Und die wohl bedeutendste Platzierung – IRC Overall – gewann dieses Mal der Franzose Didier Gaudoux auf einer JNA 39.
Alles in Allem blicken alle FASTNET Teilnehmer aber auf ein wunderbares Rennen bei herrlichem Sonnenschein und sternenklaren Nächten unter Vollmond zurück. Die österreichischen Teams können mit ihren Leistungen unter den weltweit besten Teams sehr zufrieden sein und haben zum Glück noch etwas Luft nach oben, um dann beim nächsten Mal eine Rolex Yachtmaster Uhr mit nachhause nehmen zu können.
Fotos: Mediaart Günter Pachschwöll
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